München – Patienten mit schwerem Multiorganversagen aufgrund von COVID-19 wurden am Münchner Universitätsklinikum rechts der Isar mit dem ADVOS (ADVanced Organ Support) -Gerät behandelt und ein erster Fall wurde ausführlich berichtet. Das Team um Prof. Dr. med. Wolfgang Huber erachtet eine Multiorganunterstützung mit geringer Invasivität als einen vielversprechenden Ansatz für schwerkranke Patienten mit Organfunktionsstörungen.
Patienten mit schwerem COVID-19 entwickeln ein Lungenversagen und benötigen eine Sauerstoffversorgung, die häufig auf Intensivstationen durchgeführt wird. Zu den weiteren Folgekrankheiten gehören das akute Atemnotsyndrom (ARDS), hämodynamische Störungen und Schock. Die anschließende Multiorgandysfunktion und -versagen ist die Haupttodesursache bei Coronavirus-Infektionen.
Das multidisziplinäre Team um Prof. Dr. med. Wolfgang Huber berichtet über ihren ersten Fall von schwerem COVID-19, der mit der ADVOS (ADVanced Organ Support) -Therapie behandelt wurde. Zusätzlich zur angewandten medizinischen Versorgung wurde der Patient mit dem ADVOS multi Gerät behandelt – einer Multiorganunterstützungstherapie, die auf einer Blutreinigung für Leber, Lunge und Nieren und einer raschen Korrektur von Störungen des Säure-Basen-Gleichgewichts, einschließlich CO2-Entfernung, basiert.
Während der kontinuierlichen Behandlung mit der ADVOS-Therapie zeigte der Patient eine spürbare Verbesserung der Kreislaufparameter im Vergleich zum Ausgangswert. Dies veranlasste das Team der Universitätsklinik rechts der Isar zu der Schlussfolgerung, dass weniger invasive Ansätze wie die ADVOS-Therapie eine praktikable Behandlungsoption für ältere COVID-19-Patienten mit Multiorganversagen sein könnten. (1)
PD Dr. med. Bernhard Kreymann, Gründer und Geschäftsführer der ADVITOS GmbH, die durch das Forschungs- & Innovationsprogramm Horizon 2020 der Europäischen Union gefördert wird, und sein Team arbeiten eng mit den Kliniken zusammen, die das ADVOS-Verfahren anwenden. „Durch die Zusammenarbeit können wir sicherstellen, dass der Nutzen der ADVOS-Therapie bei der Behandlung der Patienten maximiert wird. Wir haben vor kurzem die Therapie verbessert, um noch mehr CO2 aus dem Blut zu entfernen und damit diesen Patienten mehr Zeit für die Behandlung von Superinfektionen und des Coronavirus‘ selbst zu verschaffen.“
Ähnliche Ergebnisse haben Prof. Dr. med. Valentin Fuhrmann et. al. in ihrer Fallserie mit 34 kritisch kranken Patienten mit Multiorganversagen berichtet.(2) In diesen Fällen war das ADVOS multi Gerät in der Lage, die Azidose (niedriger Blut-pH-Wert) zu korrigieren, CO2 aus dem Blut zu entfernen und wasserlösliche und proteingebundene Substanzen signifikant zu eliminieren. Infolgedessen konnte bei Patienten mit Multiorganversagen, die mit der ADVOS multi behandelt wurden, eine geringere Sterblichkeitsrate als erwartet beobachtet werden.
Die ADVOS-Therapie zielt darauf ab, die Folgen des gleichzeitigen Versagens verschiedener Organe durch eine Blutreinigung zu beheben. Als solches bietet sie dem Patienten Flüssigkeitsmanagement, Nierenersatz, Leber- und Lungenunterstützung in einem Set-up. Insbesondere die Entfernung von CO2 aus dem Blut des Patienten und die direkte pH-Korrektur des Blutes dürften für Patienten mit Atemversagen und Azidose von Vorteil sein.
(1) https://journals.sagepub.com/doi/full/10.1177/0391398820961781
(2) https://annalsofintensivecare.springeropen.com/track/pdf/10.1186/s13613-020-00714-3